Durch meine Tätigkeit war den Krankenkassen bekannt, dass ich einer der wenigen Ärzte in Nürnberg war, welcher auch mit Hypnose und autgonem Training arbeitete und so gaben sie den Patienten, welche danach fragten, eine Liste mit, auf der auch meine Adresse stand.
Einer dieser Patienten arbeitet in guter Stellung bei einer großen Firma und hatte im Vorjahr vor den versammelten Chefs den Jahresbericht vorzutragen gehabt. Das Jahr war für die Firma gut gelaufen und es war auch gut verdient worden. Er hatte also viel Positives zu berichten und das wollte er auch tun. Als er jedoch am Rednerpult stand und in die vielen Gesichter vor sich sah, wurde ihm plötzlich schwarz vor den Augen, ihm wurde schwindlig, seine Beine gaben nach und – er fiel ohnmächtig um.
Jetzt stand er davor, in wenigen Tagen den diesjährigen Bericht vorzutragen und es wurde ihm schon jetzt Angst und Bange, wenn er nur daran dachte, denn er wollte sich ja nicht noch einmal so blamieren. Weil er hoffte, dass ihm Hypnose dabei helfen könne, diese Angst zu überwinden – er hatte darüber etwas gelesen – kam er zu mir mit der Bitte, ihm mit der Hypnose zu helfen.
Er erzählte mir so nebenbei, dass der Kollaps sicher nichts mit seiner körperlichen Verfassung zu tun haben könne da er sonst gesund sei und auch viel Sport treibe und er habe nur manchmal starke Muskel-Krämpfe, besonders in den Waden.
Als erstes gab ich ihm den Rat, sich ein gutes hochdosiertes Magnesium-Präparat zu besorgen und machte mit ihm einen kurzfristigen Termin aus. Als er zu diesem Termin kam erzählte er mir gleich zu Anfang, dass seine Muskelkrämpfe sofort verschwunden wären und durch diesen ersten kleinen Erfolg war er sehr positiv auf mich eingestimmt und ließ sich leichter von mir führen. So konnte ich anschließend in Ruhe und im Glauben des Patienten, dass ich ihm auch mit seinem Haupt-Problem weiter helfen könne mit der Therapie beginnen.
Was ich ihm sagte werde ich jetzt für den Leser als Text schreiben und weil es auf seine Probleme wirken soll und weil es diese Probleme auf eine nützlichere Art und eine bessere Weise als bisher lösen soll ist es wichtig auf alles genau zu achten, was geschrieben steht und die Buchstaben zu Worten und die Worte zu Sätzen zusammen zu fügen und es ist nicht wichtig, dass es derVerstand versteht und dass das Bewusstsein alles weiß, denn der Text ist bestimmt für das Unterbewusstsein und das Unterbewusstsein wird wissen, was es davon brauchen und was es daraus hinzu lernen kann, denn es ist der Verstand, welcher es nicht versteht und es ist das Bewusstsein, welches nichts darüber weiß, denn der Verstand und das Bewusstsein haben dieses Problem ja nicht verstanden und nichts darüber gewusst und es so nicht lösen können. Es ist sinnvoll, sich jetzt bequem hinzusetzen, die Füße nebeneinander auf den Boden zu stellen und nur den Text im Buch vor sich zu sehen und auf das geschriebene Wort zu achten und darauf die Aufmerksamkeit zu richten und es besteht keine Notwendigkeit, sich zu bewegen und es besteht keine Notwendigkeit zu reden und es besteht keine Notwendigkeit auf die Umgebung zu achten und zu hören was außen vor sich geht, aber es ist wichtig, aufmerksam den Text zu lesen und das Geschriebene in sich aufzunehmen und sich davon innere Bilder zu machen für das Unterbewusstsein, denn diese inneren Bilder sind wichtig für den Teil des Unterbewusstseins, welchen es angeht und das Unterbewusstsein versteht diese inneren Bilder und es wird sie verwenden, um daraus zu lernen, was nützlich und sinnvoll ist, um genau diese Dinge zu ändern, welche es bisher auf eine weniger richtige und nicht sehr nutzbringende Art und Weise getan hat, zu unterlassen und mit dem neu hinzu gelernten Wissen es jetzt auf eine andere und bessere Art und eine andere und nützlichere Weise zu tun.
Ich begann mit einer kleinen Einführung: „Bitte erinnern Sie sich daran, wie Sie früher einmal eine Katze beobachtet haben, welche vor einem Mauseloch sitzt und in aller Ruhe abwartet, bis die Maus heraus kommt. Sie hat die Augen offen und die Ohren gespitzt und alle Muskeln sind locker und sie bemerkt nur nebenbei, was um sie herum vorgeht, denn jetzt war es für sie wichtig, ihr Ziel im Auge zu behalten und den Lohn ihrer Geduld sich ruhig zu erwarten – und sie macht sich jetzt ein inneres Bild oder einen kleinen Film und sie stellt sich vor, wie die Maus aus ihrem Loch herauskommt und wie sie dann ihren Lohn bekommt – – – und so ist es wichtig sich an Dinge zu erinnern, die früher einmal waren, um aus ihnen zu lernen und dazu brauchen wir sie uns nur vorzustellen und wenn wir sie dann wissen, brauchen wir sie nur wieder dorthin zu stellen, von wo wir sie hervorgeholt haben und es ist notwendig, dass wir diese vergangenen Ereignisse immer nur dann vor uns hinstellen, wenn wir sie brauchen – – – und jetzt brauchen wir Ihre Erinnerungen an die Rede und was dabei im vergangenen Jahr geschehen ist.
Bitte stellen Sie sich noch einmal kurz vor, was damals geschehen ist.“
An den Veränderungen in seinem Gesicht und an seiner Körperhaltung bemerkte ich, dass er wohl innerlich einen kleinen Erinnerungs-Film ablaufen ließ – seine Augen gingen leicht nach oben, er schaute mir nicht mehr in die Augen, sondern fixierte einen Punkt etwas über meinem Kopf, dann begann er etwas heftiger zu atmen, sein Gesicht wurde etwas blasser und seine Haltung verstärkte sich. Er empfand wohl etwas Angst und so sagte ich schnell: „Bitte atmen Sie jetzt dreimal tief durch und schauen Sie mich an!“
Er machte es sofort und es ging ihm auch gleich viel besser und so sagte ich: „Ich möchte natürlich nicht, dass es Ihnen diesmal wieder so ergeht und deshalb machen wir aus dieser schlechten Erfahrung jetzt einen guten Erfolg, indem wir diese Erfahrung als Möglichkeit benutzen um daraus zu lernen. Im inzwischen vergangenem Jahr haben Sie sicher viele Dinge versucht und sich viele Möglichkeiten überlegt, um mit Ihrem Problem fertig zu werden und weil Sie den Eindruck hatten – und wohl auch noch haben – dass Sie damit nichts wirklich bewirkt haben, möchten Sie jetzt etwas tun, was außerhalb dieser üblichen Möglichkeiten liegt. Ist das richtig?“
Er nickte mit dem Kopf und sagte: „Ja, deshalb wollte ich es mit Hypnose versuchen.“ Daraufhin erklärte ich ihm, dass ich zwar unter anderem mit Hypnose arbeite und damit oft Teile im Unterbewusstsein anspreche, dass ich es aber jedem Patienten selbst überlasse, ob und wann er in Trance gehen will, denn sein Unterbewusstsein merkt selbst am Besten, ob und wann es vom Bewusstsein gestört wird und wird dann auch, wenn es nötig ist, von sich aus dieses Bewusstsein in Trance schicken und ich sagte zu ihm: „Zuerst möchte ich Ihnen aber helfen, diese Angst zu verlieren, welche Sie vor einem Jahr zusammenbrechen ließ und die sich sicher nach dieser schlechten Vor-Erfahrung noch verstärkt hat – “ – er nickte so heftig mit dem Kopf, dass ich lachen musste – – – und ich sprach dann weiter: „- – – aber dazu brauchen wir keine Hypnose, sondern die Fähigkeiten des menschlichen Geistes und die Macht derVorstellungs-Kraft.“
Er schaute mich erstaunt und verwundert an und so sagte ich: „Ich möchte, dass Sie sich jetzt einen kleinen Film – oder Videoclip, wie man jetzt sagt, machen“ – – – und weil seine Augen anfingen glasig zu werden, sagte ich sofort: „Stop! – jetzt noch nicht – erst wenn ich es Ihnen sage. – Vorher machen Sie bitte einige Bilder von sich selbst – als Schulkind, von der beruflichen Ausbildung, dann ein Bild von einem Urlaub vor ein paar Jahren, einBild von dem missglücktem Vortrag vor einem Jahr, ein Bild von jetzt und noch ein Bild von dem Vortrag in den nächsten Tagen und hängen Sie diese Bilder in einer Reihe an die Wand vor sich.
Wo fangen Sie mit dem Kinderbild an?“ Er schaute nach links und zeigte auch mit der Hand nach links und so fragte ich weiter: „Wo hängt das Bild von Hier und Heute?“ Er schaute geradeaus auf einen Punkt über mir: „Direkt vor mir.“ – – – und so fragte ich weiter: “ – – – und wo hängt das Bild von der nächsten Rede?“ Er blickte ein wenig nach rechts und zeigte es mit der Hand und bestätigte es auch mit den Worten: „Etwas rechts von mir.“
Daraufhin erklärte ich: „So stellen Sie sich Ihren Lebensweg vor, links ist die Vergangenheit, rechts die Zukunft und direkt vor Ihnen ist die Gegenwart. Ich nenne diese Betrachtungsweise die objektive Sicht des Lebensweges und wir können gleich damit weitermachen“ und so sagte ich zu ihm: „Jetzt passen Sie bitte genau auf! Sie machen sich noch einmal einen Film von dem Vortrag im letzten Jahr – aber auf eine besondere Art und Weise. Sie wissen, dass Sie hier sitzen, ruhig und entspannt sind und dass das Geschehen ein ganzes Jahr weit weg ist und Sie sehen es dort drüben – links von Ihnen – und vor allem – außerhalb von sich – so als ob es einem anderen Menschen passiert wäre und machen sich zuerst einen Film als schwarz-weiß Film, so wie die uralten Stummfilme – wie Sie zum Rednerpult gehen, anfangen wollen zu reden und dabei ohnmächtig werden und bis dahin, wo Sie wieder zu sich kommen und dazu geben Sie – so wie früher bei den alten schwarz-weiß Filmen als Untermalung eine Musik, aber keine dazu passende Trauermusik, sondern etwas Lustiges oder gar Albernes wie Karnevalsmusik – – – und so lassen Sie diesen schwarz-weiß Film mit der Karnevalsmusik durchlaufen – vom Anfang an und bis zum Ende und dann springen Sie geistig in den Film hinein, machen durch Ihre Anwesenheit alles schön farbig und lassen den Film mit der Musik ganz schnell rückwärts laufen bis Sie wieder zum Anfang kommen – so wie man ein Fernseh-Video im Schnellgang rückwärts ablaufen lässt. Haben Sie alles verstanden?“
Er atmete tief durch und sagte: „Ja.“ – und ich befahl ihm:
„Dann machen Sie es bitte – JETZT!“
Sein Blick ging etwas ins Leere – und er atmete wieder tief ein und aus und schaute mir in die Augen und lachte dabei und er wirkte irgendwie befreiter.
Ich ließ ihm ein wenig Zeit, um dieses angenehme Gefühl voll auskosten zu können und sagte dann: „Zur Übung machen Sie es bitte noch drei Mal und es ist nicht wichtig, dass Sie auf Einzelheiten achten und ob Sie auch alles richtig machen, es ist aber sehr wichtig, dass Sie es jedes Mal schneller machen.“ Er machte es und weil er drei Mal leicht genickt hatte, wusste ich, dass er fertig war. Weil ich meine Arbeit testen wollte, bat ich ihn, jetzt noch ein Mal diese Erinnerungen anzuschauen – so wie am Anfang. Er machte es und ich konnte bei ihm keine Anzeichen der Angst wie vorher mehr anmerken und er bestätigte es auch mit den Worten: „Es ist jetzt ein ganz anderes, viel besseres Gefühl dabei.“
Nun bat ich ihn, sich die zukünftige Rede vorzustellen und er wurde wieder ein wenig blass und so sagte ich: „Jetzt stellen Sie sich vor, Sie sind nicht mehr vor dem Vortrag, sondern Sie gehen ein wenig in Ihre Zukunft und schauen aus dieser Zukunft auf den dann schon gehaltenen Vortrag zurück. Alles ist gut gegangen, Sie haben Ihren versammelten Vorgesetzten von einem für die Firma gut gelaufenen Jahr mit sehr guten Gewinnen berichtet und haben selbst Ihren Beifall für die Rede bekommen und waren für diese Zeit der Mittelpunkt der Versammlung.“
Auch das konnte er sich gut vorstellen. Ich gab ihm dann noch einige Ratschläge mit auf den Weg, z.B. sich am Anfang der Rede nicht die Menge der Gesichter anzusehen, sondern lieber mit einigen ihm persönlich bekannten Zuhörern Blick-Kontakt aufzunehmen und sich evtl. auch ein kleines Zeichen als Rückmeldung geben zu lassen, z.B. ein freundliches Lächeln, ein aufmunterndes Zunicken oder etwas Ähnliches. Er könne es ja sogar vorher schon mit diesen Personen so ausmachen und mit diesen Leuten auch während der Rede immer wieder Blick-Kontakt aufnehmen. Am Anfang seiner Rede könne er ruhig mit einem Scherz auf seinen Ohnmachtsanfall vor einem Jahr eingehen und so die Lacher auf seine Seite ziehen und damit diese Angelegenheit bereinigen und er könne auch seine Rede nicht so ernst halten, sondern versuchen sie mit einigen Scherzen aufzulockern.
Einige Tage nach der Rede kam er bei mir vorbei um sich zu bedanken. Alles war gut für ihn gelaufen, er hatte viel Beifall und Lob erhalten und konnte stolz auf sich selbst sein – – – und er hatte schon im Voraus den Auftrag bekommen, im darauffolgenden Jahr ebenfalls den Vortrag zu halten.